Vernissagerede

 

Gehalten am

2005_06_05

Von

Roland Fakler

Erklärung

Es ist zwar nicht üblich, dass ein Maler seine Vernissagerede selber hält, aber wer mich kennt, weiß, dass es mir schon immer großes Vergnügen bereitet hat, von eingefahrenen Straßen abzuweichen, um neue Wege zu erkunden, deswegen werde ich selber etwas zu meinen Bildern sagen. Das ist ja auch nahe liegend.

Inspiriert wurden diese Landschaften zum Teil durch die Fantasie, wie die Meeresbilder im Hausgang. Ich habe das Meer seit 30 Jahren nicht mehr gesehen. Zum Teil durch Kindheitserinnerung, wie diese Berglandschaft. Ich stamme aus dem Allgäu und hatte als Kind ständig die Alpenkulisse vor Augen, zum Teil durch Erkundungen der näheren Umgebung: sie sehen das Katzenbachtal, den Schönbuch, die Ammer, den Hardtwald. Zweimal war einfach ein Blick durchs Fenster in den Garten Anregung für ein Bild, wie bei diesem Bild hier.

Die Schäferkarrenidylle habe ich gemalt, nachdem ich den Grafiker Hans Anthon Wagner in seinem Karren bei Breitenholz besucht hatte. Er ist heute auch hier. Sie kennen ihn wahrscheinlich von seinen Miniaturgrafiken.

Ich bilde nicht ab

Ich male zwar auch gegenständliche Bilder, aber ich bilde die Wirklichkeit nicht ab und ich dokumentiere sie nicht, sondern ich lasse mich von ihr anregen und schaffe mir meine eigene Welt.

Diesen Fluss gibt es z.B. gar nicht, sondern ich habe ihn einfach in das Bild hinein komponiert.

In meinen Bildern kann ich Berge und Bäume versetzen und Flüsse umleiten, wie es mir gefällt und auch die Farbgebung ist ganz und gar nicht realistisch.

Da das Licht bei vielen meiner Bilder eine wichtige Rolle spielt, haben wir diese Licht durchfluteten Landschaften an dieser großen Wand in den Mittelpunkt gerückt. Licht ist für mich ein Symbol für das Leben. Von diesem Bild links bis zu diesem Bild sehen sie die Sonne vom Aufgang bis zum Untergang – mit etwas gutem Willen. Das war nicht von vornherein so geplant, als ich die Bilder gemalt habe, sondern ist durch die Auswahl von Jürgen, aus einer Vielzahl meiner Bilder so angeordnet worden.

Die Badenden hier wollte Jürgen allerdings nicht ausstellen, weil sie thematisch den Rahmen sprengen. Ich hab sie dann trotzdem, mit Unterstützung von Joanna, in die Ausstellung aufgenommen.

Meine Fantasien und Träume sind natürlich auch ein Teil meiner Welt. Für einen Maler sind Badende scheinbar ein ewig faszinierendes Motiv, für mich sind sie ein Ausdruck von Lebensfreude und Lebenslust.

Wenn ich sie schon nicht in der Kirche ausstelle, hab ich mir gedacht, dann wenigstens im Bergcafe´.

 Wahrscheinlich vermissen einige die Burg „Kräheneck“, die auf der Einladungskarte abgebildet ist. Die haben wir hier vorläufig nicht aufgenommen, weil sie zur nächsten Ausstellung über Kleindenkmale in Ammerbuch, die ab August in diesen Räumen geplant ist, besser passt.

Technik

Alle Bilder sind mit Ölfarben gemalt. Ich liebe diese Technik besonders, weil ich Farbe an sich liebe, das sehen sie schon an der Einladungskarte, weil man mit Ölfarben sehr schöne Farbübergänge erzeugen kann, - flüssigere als mit Acrylfarbe. Acrylfarbe trocknet sehr schnell.

Weil man mit ihnen dicke, pastose Strukturen schaffen kann, Bilder also, die nicht nur zweidimensional, sondern dreidimensional sind.

Besonders plastisch ist diese Dreidimensionalität an der Rinde der Bäume zu erkennen.

Es sollten jetzt allerdings nicht alle mit den Händen an diesen Bildern herumtasten, das würde ihnen schlecht bekommen. Man kann auch mit den Augen tasten.

Diese dicken Farbstrukturen werden mit dem Malmesser erzeugt.

Den Nachteil der Ölfarben, der unangenehme Geruch, der durch den Pinselreiniger entsteht, nehme ich wegen der Vorteile in Kauf.

Aus gesundheitlichen Gründen verwende ich nur Leinöl als Malmittel zum Verdünnen der Farbe. Die Trocknungszeit der Bilder beträgt viele Wochen. Entstanden sind die Bilder in den letzten 3 Jahren.

Grundsätzliches

Jetzt noch ein paar Gedanken zu meiner Malerei und zu meinem Verhältnis zur Kunst.

Warum male ich?

Nun, eine Blume blüht, ein Vogel singt und ich male. Ich bin Autodidakt, d.h. ich habe vor allem aus Büchern gelernt. Als ich damit vor gut 30 Jahren anfing, war das für mich eine Möglichkeit inneren Druck abzulassen. Malen war damals ein Ventil, um meine Kopfschmerzen, meine Aggressionen, meine Energie abzureagieren. Wie wenn man aus einem Luftballon die Luft herauslässt, habe ich mich nach dem Malen einfach entspannter und wohler gefühlt.

Junge Männer brauchen solche Ventile. Es ist immer noch besser ein schreckliches Bild zu malen, als einen Laternenpfahl umzubiegen oder seine Stärke auf eine Art und Weise auszulassen, die anderen schadet.

Die Bilder, die ich damals gemalt habe, meist Kampf- und Gewaltszenen, waren natürlich alles andere als schön. Ich hab sie auch gar nie ausgestellt. Durch diese Welt musste ich einfach hindurch. Es gab keine Abkürzung. Der Mensch wird nicht geboren und ist dann ein ideales Lebewesen, sondern er muss lernen und sich entwickeln, bis er dann vielleicht mal etwas machen kann, was Wert und Bestand hat.

 Heute ist das Malen für mich ein Gegenpol zu meiner Beschäftigung mit der Geschichte, die vor allem von Krieg, Gewalt und Zerstörung handelt. Ich sehne mich dann nach all diesen Massakern und Grausamkeiten nach einer heileren Welt, um nicht zu verzweifeln. Dabei weiß ich natürlich, dass die Welt nicht heil ist, aber man kann mit heiteren, schönen Bildern vielleicht eher zu ihrer Heilung beitragen, als mit weiteren Verrücktheiten.

Mit den Jahren entwickle ich mich zu einer Persönlichkeit. D.h. ich ruhe allmählich in mir, ich entwickele Neigungen und Abneigungen, Eigenheiten und eine Handschrift, die viel tiefer sitzen als der Modetrend der Saison. Wenn ich eine handschriftliche Struktur schaffe, entsteht ein Abdruck meines Gehirns, denn die Hand wird über das Auge vom Gehirn gelenkt. Das heißt mit meiner Entwicklung verändern sich natürlich auch meine Bilder. Ich kümmere mich nicht darum, was gerade „in“ ist, sondern schaue nach innen und frage was da drin ist.

Malen ist für mich mehr ein sinnliches als ein intellektuelles Erlebnis, ein Fest für die Augen. Ich habe aber nichts dagegen, wenn ich sie zum Denken und Interpretieren anrege. Oft entdecken andere Dinge in meinen Bildern, die ich selber noch nicht entdeckt habe.

Letztlich hängt die Qualität, d.h. die Anziehungskraft meiner Bilder einfach davon ab, wie viel Persönlichkeit ich habe.

Wenn ich etwas aussagen will, sag ich das meistens sehr klar und unmissverständlich in Prosa. Ich kann Gedanken besser in Worte als in Bilder fassen. Deswegen male ich nicht nur, sondern ich schreibe auch.

In Wort und Bild versuche ich Werte zu vermitteln, von denen ich glaube, dass sie lebenswert sind.

Ich habe ziemlich klare Wertvorstellungen. Ich trete ein für Liebe, Schönheit, Harmonie,

Frieden, Freiheit, Vernunft, Toleranz, Demokratie.

Schluß

Natürlich ist es nicht möglich allen Leuten zu gefallen. Ein Künstler sollte das meiner Ansicht nach auch gar nicht versuchen. Über Geschmack zu diskutieren und Geschmäcker zu vergleichen ist sehr interessant. Den anderen des falschen Geschmacks zu beschuldigen und ihn deswegen zu verdammen ist dumm und kindisch.

Dass es Leute mit anderem Geschmack und anderer Kunstauffassung gibt, ist bei der Vielfalt des Lebens nur selbstverständlich.

An dieser Stelle möchte ich noch ein Kompliment an die Malkunst meiner Vorgängerin in diesen Räumen machen. Es gibt eben viele verschiedene Weisen zu malen. Ich male nicht so fein und detailliert wie Brigitte Bittner, Ich male so, wie das meiner Persönlichkeit und meinen Neigungen am ehesten entspricht.

Malen muss Spaß machen, aber Malen ist auch Arbeit.

Wenn ich die Freude, die ich beim Malen empfinde, an sie weitergeben kann, hat die Ausstellung schon ihren wichtigsten Zweck erfüllt.

Sie sind nun eingeladen in meine Welt einzutreten – oder eben nicht einzutreten, einfach vorüber zu gehen, Ideen mitzunehmen, sich anregen oder auch aufregen zu lassen,... vielleicht sogar selbst zu malen.

 Sie dürfen mit meinen Bildern leben, wenn sie wollen. Nur die Belegschaft des Bergcafe´s muss ein paar Wochen mit diesen Bildern leben, - das hat sie sich aber selber zuzuschreiben.

Die Ausstellung dauert bis Ende Juli.