Ein-Sichten in die Natur Reustener Bergcafe: Malerei als dauernde Auseinandersetzung
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2005_06_09 Gäubote Herrenberg Von Birgit Speis |
Freunde der Kunst und Künstlerfreunde - proppenvoll war das Reustener Bergcafe. Rund 70 Besucher kamen zur Ausstellungseröffnung der Ölgemälde von Roland Fakler. "Wer mich kennt, der weiß, dass ich gern eingefahrene Straßen verlasse und nach neuen Wegen suche", sagte Roland Fakler zu seinen Gästen und erklärte seine Bilder etwas später selbst. Dass er ein vielseitiger Künstler ist und unter anderem auch fotografiert, erfuhren die Gäste von Reustens Ortsvorsteher Herbert Gräb. Den musikalischen Anteil an dieser Vernissage hatte Reustens Grundschuldirektorin Brigitte Pallesche-Streit, begleitet am Klavier von Ulf Andresen, der Lehrer an der auch an der Ammerbucher Musikschule ist. Mit einer tiefen Stimme, wie gemacht für Jazzballaden, intonierte Pallesche-Streit sogar den "Satchmo"-Klassiker über die "Wonderful World". "In a Mellow Tone" stimmte diese Musik das Publikum auf die Bilder von Roland Fakler ein - sommerliche, leichte Motive hatte Reustens Ortschafts rat und Faklers Freund Jürgen Parchem für das Bergcafe ausgewählt. Allerdings nicht nur, die Auseinandersetzung mit der Natur, die den Großteil dieser Werkschau von Fakler ausmacht, findet verschiedene Zugänge zu dieser Natur und schöpft eine ganze Bandbreite an Darstellungs-Möglichkeiten aus. Fakler komponiert seine Bilder: "Ich bilde nicht ab. In meinen Bildern kann ich Berge und Bäume versetzen, wie es mir gefällt, und Flüsse umleiten." Von wenigen Ausnahmen abgesehen, kommt die Natur, die Fakler zeigt, ganz gut ohne Menschen aus. Und so ist neben manch idyllischer Szene und leichter Abendstimmung, die den Blick in die Ferne eröffnet, auch die Naturgewalt eines nächtlichen Meeres zu betrachten. Gänzlich ausgeweitet werden die Grenzen der naturalistischen Darstellung beim "Mor gen im Wald". Einer Tannenwald-Szene, die man in einem Bannwald vorfinden könnte.
Die expressionistische Ausgestaltung des überwucherten Baumstumpfes zwischen abgeknickten und hohen mächtigen Stämmen gemahnt stark an die Vergänglichkeit allen Lebens und verweist gleichzeitig auf eine göttliche Ordnung hinter der Natur. Mehrfach gebrochene, freundliche Strahlen des Lichteinfalls erleuchten die dunkle Szene in einer kleinen Explosion und deuten auf Transzendenz. Begonnen mit der Malerei habe er vor dreißig Jahren, berichtet der heute 52-jährige Fakler. Und das auch, um ein Ventil für seine damalige emotionale Unausgeglichenheit zu haben. Im Rückblick sagt er heute: "Junge Männer brauchen solche Ventile. "Es ist immer noch besser ein schreckliches Bild zu malen, als einen Laternenpfahl umzubiegen." Faklers Gemälde sind also auch Zeugnisse einer andauernden Auseinandersetzung des Künstlers mit sich selbst, was so wohl an der Auswahl der Motive als auch an ihrer Ausgestaltung abgelesen werden kann. Auch um Erotik geht es in früheren Bildern. Das allerdings durchaus selbstironisch gebrochen im diesen Zyklus dominierenden Unterwasser-Bild der "Nixe". Wenn hier ebenfalls die Symbolik eine tragende Rolle spielt, so ist sie doch ungleich demonstrativer eingesetzt - ein forscher, roter Hecht steuert auf die Nixe zu. ¦ Tausend Bilder hat Roland Fakler in den vergangenen drei Jahrzehnten geschaffen. Lust auf mehr machen die rund 20, die bis Ende Juli im Bergcafe in Reusten zu sehen sind - täglich ab 13 und montags ab 15 Uhr. |