Das Dorf

der starken Frauen

Tagblatt

Mittwoch, 7. September 2005

Von Roland Fakler

Idylle pur in Reusten: Die Mühle (mit ihrem Betreiber Eugen Schill)

Bild: Faden

In Reusten, der nächsten Station unserer sommerli­ chen Dörfer-Serie, hat sich Ortschronist Roland Fakler unseren Fragebogen vorge­ nommen. Das Dorf hat 1040 Einwohner und ge­hört zur Gemeinde Am­merbuch.

1.Wo kommt der Ortsname her? Wie die Namen anderer Ammerbuchdörfer lässt sich der Name vermutlich von einem alemannischen Vornamen " Rusto" ableiten. Siehe: Alto -Altingen; Antheri -Entringen; Bolther -Poltringen .

2. Was war die größte Katastrophe (alternativ auch das größte Verbrechen) in der Geschichte Ihrer Gemeinde / Ortschaft? Im Dreißigjährigen Krieg, zwischen 1629 bis 1647, zogen Schweden und Kaiserliche, Franzosen, Italiener, Spanier, Bayern, Truppen der einen oder der anderen Partei mordend und plündernd auf der Königsstraße , oberhalb des Dorfes , durchs Ammertal und steckten Reusten immer wieder in Brand.  

3. Wo ist es besonders idyllisch? Im Kochharttal; auf dem Kirchberg; um's ganze Dorf.  

4. Was tut man am Sonntag? Man ist hier ziemlich frei zu tun und zu lassen, was man will. Bloß Lärm sollte man vermeiden.  

5.Auf welche Entscheidung ist der Ortschaftsrat immer noch stolz? Dass er sich 2004 nicht selber abgeschafft hat.    

7. Wen kennt jeder in der Gemeinde? (abgesehen vom Bürgermeister) Willi Schill, langjähriger Ortschaftsrat, ist ehrenamtlicher Helfer bei allen Gelegenheiten.  

8. Wo bekommt man Brötchen? In der Metzgerei Egeler; im Biolanden. Brot wird auch im Backhaus und in der Mühle gebacken.  

9. Welche Bücher gibt es über den Ort? Über das Bergcafe (von Christa Hahn-Haupt) ; Reusten und seine Geschichte (von Roland Fakler)  

10. Seit wann wird Fasnet gefeiert? In der Fasnet ist Reusten eine Insel derer, die nichts damit am Hut haben. Das liegt an seiner pietistischen Vergangenheit.  

11. Wo werden die meisten Schwätzchen gehalten? In den Gaststätten: Löwe und Bergcafe . In den Geschäften: Egeler und Bioladen . An den Bushalte stelle Rathaus, daher das „Kleine Rathaus“ genannt. Im Backhaus.  

12. Wie lange bleibt man "neigschmeckt"? Solange man das selber will. Kenntnisse des schwäbischen Dialekts fördern die Integration. Ein Sprachtest wird nicht verlangt.  

13. Was passt nicht zum Ort? Der Durchgangsverkehr, ohne den Reusten die Idylle pur wäre.

14. Was ist das höchste Gebäude? Der Kirchturm.

16. Welche Sportart beherrschen die Bürger Ihrer Ortschaft besonders gut? Ganz klar: Handball.

17. Für welche Eigenschaft werden Ihre MitbürgerInnen besonders gerühmt? Jahrhunderte lang, bis 1765, hatten die Frauen in Reusten einen Festtag, die Frauenzeche, an dem sie nur mit ihren Geschlechtsgenossinnen zusammen einen gemütlichen Tag feierten.Männer waren nicht zugelassen. Das war sehr ungewöhnlich in damaliger Zeit. Damals wie heute gab es also im Dorf besonders starke, eigenständige Frauen.