Kanonenkugel gefunden!

Eine wahre Geschichte

 

2005_10_15

Schwäbischer Abend

Von Roland Fakler

Wie die Kriminalpolizei sind Jürgen Parchem und ich immer für sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung dankbar, wenn es um die Aufklärung der Dorfgeschichte geht.

Als wir vor einiger Zeit die Burg Kräheneck, die bis etwa 1200 auf dem Kirchberg gestanden haben soll, nach einem Ausgrabungsbericht der Uni Tübingen rekonstruierten, behaupteten wir in einem Zeitungsbericht, dass es sich bei dieser Burg wohl nicht gerade um eine heiß umkämpfte Festung handeln konnte. Schließlich verfügte sie nicht mal über Brunnenanlagen.

Wenige Tage nach unserem Zeitungsbericht erhielten wir eine E-Mail von einem jungen Mann aus der Gegend.

Im Widerspruch zu uns behauptete der, dass es sehr wohl heftige Kämpfe um die Burg gegeben haben muss. Er könne das beweisen. Schließlich habe er selbst vor Jahren am Kirchberg eine schwere Kanonenkugel gefunden, die er uns gerne als Museumsstück und als Beweismaterial überlassen würde.

Das Ganze kam uns erst wie ein ziemlich einfältiger Scherz vor. Da will uns einer auf den Arm nehmen, dachten wir zunächst. Woher soll denn diese Kanonenkugel kommen?

Das Schießpulver kam erst im 14. Jahrhundert in Gebrauch, als die Burg längst zerstört war. Aber vielleicht stammte die Kugel ja aus dem Dreißigjährigen Krieg.

Vielleicht hatte damals eine Kanone vom Wolfsberg eine Kugel auf das Dorf abgefeuert und die war dann in den Boden des Kirchberges eingeschlagen und Jahrhunderte lang verborgen geblieben. Unsere Gegend war damals heftig umkämpft. Das Dorf wurde mehrfach von räuberischen Truppen in Brand gesetzt, die auf der Königsstraße (Römerstraße) von Dorf zu Dorf vagabundierten.

Wir beschlossen der Sache auf jeden Fall nachzugehen und luden den jungen Mann zu einem Treffen ins Bergcafe ein. Zu unserem Erstaunen kam er pünktlich und präsentierte uns wirklich eine etwa 10-Kilo schwere, verrostete Kugel.

Wir betrachteten sie von allen Seiten. Keine Jahreszahl, überhaupt kein Schriftzeichen war zu erkennen, das uns irgendeinen Hinwies auf das Alter oder die Herkunft hätte geben können. Schließlich benannte der junge Mann den genauen Fundort zwischen Kaiserlinde und dem Friedhofsweg.

Daraufhin gab Hauptkommissar Rudolf Fritz den entschiedenen Hinweis der zur Aufklärung des Falles führte.

Wir freuen uns dem TGV heute seine verschollene Stoßkugel aus dem vorigen Jahrhundert zurückgeben zu können

Um Fundstücke wie im obigen Fall, richtig einordnen und datieren zu können, ist es oft hilfreich etwas über die genaue Geschichte des Fundortes zu wissen.

Für diejenigen, die es noch nicht wissen: in den Jahren vor und nach dem 2. Weltkrieg wurde der Platz um die Kaiserlinde als Sportplatz genutzt. Dort gab es auch eine Sandgrube zum Kugelstoßen. Offenbar rollte die Kugel damals den Berg hinunter und wurde erst wieder vor ein paar Jahren von dem jungen Mann gefunden, bei dem wir uns hier nochmals für seine Aufmerksamkeit bedanken.