Mein erster Besuch im Bergcafe

Eine wahre Geschichte

 

2005_10_15

Schwäbischer Abend

Von Roland Fakler

An einem glühend heißen Sommertag vor 25 Jahren besuchte ich mit meinem Bruder zum ersten Mal das Bergcafe. Trotz der Sommerhitze dirigierte die Wirtin Marie Haupt ihre Gäste auf die Terrasse. Vergeblich hielt ich nach einem Schattenplatz oder nach einem Sonnenschirm Ausschau. In diesen Ofen wollte ich mich nicht stecken lassen, also widersetzte ich mich den Anweisungen Marie`s und nahm in der kühlen Gaststube Platz.

Das war für Marie offensichtlich eine unerträgliche Herausforderung ihrer Autorität. Wutschnaubend stürzte sie an unseren Tisch und stellte klar:

"mir kennet it inna ond außa bediena".

"Sonnenschirme sollten sie halt haben", versuchte ich mein Verhalten zu rechtfertigen.

Das war für sie offensichtlich der entscheidende Funke, um das Gefecht zu eröffnen.

Aus der Hüfte feuerte sie eine Salve von drei gezielten Schüssen auf mich ab:

* Mir händ Sonnaschirm ket!

* Gäscht händ se he g'macht!

* Und jetzt dom´r köine me her!

Die Gaststube rauchte. Die Gäste erschraken. Es wurde totenstill.

Sophie versuchte ihre Schwester zu besänftigen

und ich, schwer getroffen, überlegte wie ich hier wohl wieder heil rauskommen könnte.

Nach einer kurzen Pause, in der alle gespannt warteten, was nun passieren würde,

lobte ich ihren wunderbaren Sinn für Gerechtigkeit:

"Eigentlich haben sie ja nur recht",sagte ich,

"Gäscht händ se he g'macht,

und Gäscht sollat´s biasa!"

Ich muss noch erwähnen, dass ich in späteren Jahren zu Marie ein sehr gutes Verhältnis hatte.