Friedlicher an Gefallene erinnern!

In Reusten soll sich das Kriegerdenkmal zum Friedensmahnmal wandeln

2004_10_20 Tagblatt

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(bei)

Bild: Fakler

.. Das Kriegerdenkmal beim Reustener Friedhof wird von ehrenamtlichen Ge
schichtsinteressierten saniert und umgestaltet. ..... __

Das Kriegerdenkmal beim Reustener Friedhof wird von ehrenamtlichen Ge
schichtsinteressierten saniert und umgestaltet.

REUSTEN (bei). Gerade entsteht Teil drei der Ammerbucher Geschichte zum Anfassen. In ehrenamtlicher Arbeit wandeln die Reustener das Kriegerdenkmal in ein Friedensmahnmal.

Kriegerdenkmal hört Jürgen Pachem nicht gerne. So heißt das sechs Meter hohe Steinmonument auf dem neuen Teil des Reustener Friedhofs zwar meist, "wir bezeichnen es aber lieber als Friedensmahnmal". Es erinnert an die in den beiden Weltkriegen gefallenen Reustener Soldaten. Errichtet wurde es 1927, erst in den 70er Jahren kamen die Namen der im Zweiten Weltkrieg Gefallenen dazu.

Inzwischen ist die Erinnerungsstätte etwas mürbe geworden, der Mörtel zwischen den Steinen ist lose. Der Kreis von Geschichtsinteressierten um Parchem und Roland Fakler nimmt sich dem Denkmal nun an. Als erster Schritt musste Ammerbuchs Bürgermeister Friedrich von Ow überzeugt werden, dass eine neue Würdigung als Friedensmahnmal sinnvoll ist. Parchem und Fakler stellten eine kleine Dokumentation zusammen, wie auch die Reustener mit Begeisterung in den Ersten Weltkrieg stolperten. "Die waren im Krieg und wussten nicht, wie es dazu kam", sagt Parchem.

Die Ammerbucher Verwaltung stellte 2000 Euro für die Neugestaltung zur Verfügung. Als erstes kam das hochgewachsene Gebüsch weg, denn das Denkmal soll in einem weiten Kieskreis stehen. Zudem werden in Zukunft die beiden Grabsteine von Reustenern, die im Lazarett gestorben sind, das Denkmal flankieren. Nachdem die Gemeinde die Gräber aufgehoben hatte, standen sie etwas beziehungslos an der Friedhofsmauer.

Diese Woche bekam die Steinsäule erstmal ein Gerüst, damit die Mauerfugen repariert werden können. Später soll noch ein Blechdach die zukünftige Erosion in Grenzen halten. Wenn Parchem genug Freiwillige findet und das Wetter mitmacht, sollen die Arbeiten noch vor dem Winter abgeschlossen sein. Fest steht jetzt schon, dass die Feier zum Volkstrauertag nicht mehr wie sonst in der Kirche stattfindet, sondern droben am Denkmal. Auch wenn es bis dahin noch nicht neu gestaltet ist.

Parchem sucht noch nach Mitarbeitern, die "Interesse an sinn- und anspruchsvoller Arbeit haben" und denen "der Lohn der Ehre genug ist". Der Kreis der Geschichtsinteressierten hat schon für die bisherigen Projekte Mitstreiter gefunden. "Da blüht langsam was auf in Reusten." Wer im Dorf angesprochen wird, mache in der Regel auch mit.

Zwei Projekte, die unter dem lockeren Titel "Geschichtspfad Reusten" stehen, sind schon abgeschlossen. Ein beinahe im Boden untergegangener Markstein von der Grenze zwischen Altingen und Reusten aus dem 16. Jahrhundert steht seit dem Frühjahr am Rathaus. Vor kurzem bekam die neue Bettel-Eiche ein Bänkchen samt Infotafel. Parchem hat schon weitere Arbeit im Blick. Dazu gehört auch Reustens alte Wasserversorgung. Deren Brunnenfassung lag am Ortsausgang Richtung Poltringen. Das Reservoir befand sich auf dem Kirchberg just hinter dem zukünftigen Friedensmahnmal.