Kriegerdenkmal war nie Thema im Ortschaftsrat

 

 

2008-11-03

Schwäbisches Tagblatt .

Von

Mario Beißwenger

Reusten
Der TAGBLATT-Bericht über die Messer-Attacke auf eine Tafel des Reustener Geschichtspfades löste Diskussionen über das Kriegerdenkmal aus.

Unter der Überschrift „Mit dem Messer zensiert“ berichtete das TAGBLATT am Freitag über eine Attacke auf eine Tafel des Reustener Geschichtspfades. Im Reustener Friedhof wurde der Begriff „Friedensmahnmal“ ausgekratzt, nur die Bezeichnung Kriegerdenkmal blieb stehen.

Das ärgerte Roland Fakler, der das TAGBLATT auf die Beschädigung hinwies. Er meinte, von einer längeren Diskussion auch im Ortschaftsrat zu wissen, was auch so in dem Bericht stand. Allerdings war er bei der Diskussion nicht zugegen. Ortsvorsteher Herbert Gräb legt nun Wert darauf festzuhalten, dass nie über den Text der Tafeln im Rat diskutiert wurde. Die Tafeln wurden im Block genehmigt, „der genaue Text ist mir raus gegangen“.

Dass die Tafeln ohne Diskussion durch den Rat gingen, sagt auch Ortschaftsrat Jürgen Parchem, der Initiator für die Restaurierung des Kriegerdenkmals. „Der Text wurde nie vom Ortschaftsrat abgezeichnet.“ Parchem schätzt allerdings den Begriff Friedensmahnmal. Kriegerdenkmal sei zwar die altbekannte Bezeichnung, aber eine Erweiterung müsse doch möglich sein. Sie biete sich an, weil zum 2005 renovierten Obelisken auch zwei Grabsteine von Soldaten gerückt wurden. „Damit wird auf Leid und Trauer, auf das Sterben im Lazarett hingewiesen.“ Parchem ist unglücklich darüber, dass die Namenserweiterung auf Ablehnung stößt. „Ich wollte eigentlich keinen Unfrieden. Ich hätte gern Frieden am Friedensmahnmal.“

Fakler, der die Texte für die Geschichtstafeln schrieb, denkt inzwischen auch: „Man hätte das besser erklären sollen.“ Sein Anliegen war, das Denkmal in die jetzige Zeit zu rücken, „dass darüber mehr nachgedacht wird, dass es auch für Jüngere etwas bedeutet“. Gräb sieht das anders. Ihm ist wichtig, dass der Name Kriegerdenkmal erhalten bleibt, er fühlt sich den Enkeln und Kindern der Gefallenen verpflichtet. „Die wollen, dass der Name so bleibt. Den Namen umändern geht nicht. Ein Friedensmahnmal sollte etwas Neues sein.“

Leserbrief von Roland Fakler. 2008-11-12

Viele gute Gründe

Es gäbe viele gute Gründe, ein Kriegerdenkmal in ein Friedensmahnmal um zu taufen:
1. würde davon der klare Auftrag an uns gehen, den Frieden nicht leichtfertig auf‘s Spiel zu setzten und die Lehren aus der Geschichte zu ziehen; 2. wäre das zeitgemäß; schließlich haben wir auch kein Kriegsministerium mehr. 3. sollte man den Gefallenen, die mit mehr oder weniger Verführung oder Gewalt in einen Krieg gezwungen wurden, nicht auch noch mit Gewalt (Zensur mit dem Messer) das Prädikat „Krieger“ aufzwingen. Der Friede wäre ihnen wahrscheinlich lieber gewesen, aber den konnten sie nicht wählen. Aber wir können wählen, ob wir an einem Kriegerdenkmal oder an einem Friedensmahnmal an sie erinnern. Und 4. passt ein Friedensmahnmal wohl besser in den Friedhof als ein Kriegerdenkmal.
Roland Fakler Reusten