Ammerbucher Heim(at)werker:

Roland Fakler und Jürgen Parchem haben das Buch

„Reusten und seine Geschichte"

verfasst

 

Eine spannende Reise durch die Historie

 

 

2008-11-15

Gäubote Herrenberg .

Von

Birgit Spies

Ammerbuch -Reusten - Schon lange und kontinuierlich engagieren sich die beiden Heim(at)werker, der Künstler und Autor Roland Fakler (55) und Ortschaftsrat Jürgen Parchem (53) in Reusten. Der Widerhall ihres Engagements findet sich unter anderem in dem Büchlein Reusten und seine Geschichte" und auch im Geschichtspfad, den sie gemeinsam anlegten.

GB-Foto: Bäuerle

Jürgen Parchem (rechts) und Roland Fakler widmen sich
Reusten und seiner Geschichte.

Sieben Jahre dauerten die Vorarbeiten von Roland Fakler und Jürgen Parchem zum Buch „Reusten und seine Geschichte", das Roland Fakler 2001 zunächst in Eigenproduktion gedruckt und gebunden herausbrachte. Seit Juli dieses Jahres ist das Buch, das auf 136 Seiten auch zahlreiche Kartenansichten sowie historische und auch Farbfotografien enthält, bei „Books on Demand" im Internet und damit auch im Buchhandel zu beziehen. Auf Interesse im Ort stieß es schon zuvor, wurden seit seiner Erstveröffentlichung doch 360 Exemplare verkauft. Offenbar wird geschätzt, was Fakler und Parchem mit ihren Recherchen beabsichtigten, nämlich eine Lücke im geschichtsträchtigen Ort zu schließen. Denn zuvor gab es keine systematische Erfassung der Ortsgeschichte von Reusten.
Dabei herrschte einst in Sachen Geschichte geradezu „Goldgräberstimmung" in Reusten - in den 1920er Jahren, nachdem bei mehreren Grabungen des Urgeschichtlichen Instituts der Universität Tübingen festgestellt wurde, dass der Kirchberg im Südosten und Norden von der Jungsteinzeit bis zur frühen Hallstattzeit, von 4600 bis 450 vor Christus, besiedelt war. Die Funde von damals, vor allem Werkzeuge aus Horn und Knochen sowie Tonscherben, werden heute in Stuttgart und auf Schloss Hohentübingen aufbewahrt. Eine neuerliche wissenschaftliche Grabung aus dem Jahr 2001 brachte auch Funde aus keltischer und römischer Zeit zum Vorschein. Eine Besonderheit stellen zudem die bei diesen Grabungen im Gewann „Stützweg" entdeckten 29 jungsteinzeitlichen Hockergräber dar.
Diese und alle weiteren sichtbaren Zeugnisse aus der Vor- und Frühgeschichte des kleinen Ortes zwischen Kirchberg und Wolfsberg listet das Büchlein „Reusten und seine Geschichte" akribisch auf. Es führt seine Leser an Beispielen wie der verschwundenen und sagenumwobenen Burg Kräheneck oder der Kirchengeschichte des Ortes vom Mittelalter über die frühe Neuzeit in die Moderne mit ihren beiden großen Kriegen und der Zeit des Nationalsozialismus und schließlich auch in die Gegenwart.
Dass es von Lehrern besonders häufig gekauft wurde, mag daran liegen, dass alle geschichtlichen Hintergründe stets gut erklärt werden und eine anschauliche Bebilderung, oft als Illustrationen von Fakler selbst, dem Verständnis der Leser entgegenkommt. Und schließlich bleibt über die Ortschaft Reusten kaum eine Frage offen, leisteten Fakler und Parchem bei der Herausarbeitung vieler Details doch richtiggehende „Detektivarbeit in Archiven wie unter anderem auch im „Gäubote" und im Haus der Geschichte in Stuttgart. Und auch Privatpersonen wie etwa Christa Hahn-Haupt stifteten Beiträge etwa in Form alter Fotografien - oder Reustener Spruchweisheiten. „In Reusten hat's nach Gold gerochen, doch Steine wurden nur gebrochen", soll eine betagte Einwohnerin noch gewusst haben. Eines von vielen Zitaten, die das Buch zur Ortsgeschichte mit Lokalkolorit würzen und auch die Sozialgeschichte am Ort veranschaulichen. Denn viele Reustener Landwirte um 1900 verdienten sich auch in den fünf Steinbrüchen am Ort etwas dazu.
Fakler und Parchem ließen es aber nicht mit der Niederschrift ihres gesammelten Wissens bewenden, sondern richteten - neben weiteren Aktionen wie der gemeinsamen Ausstellung zur Ortsgeschichte im Bergcafe vor zwei Jahren oder der Einrichtung eines Bibelgartens unter anderem mit Unterstützung des Heimat- und Geschichtsverein Ammerbuch inzwischen auch einen Geschichtspfad ein. Etwa 50 mal 50 Zentimeter messen die grünen Tafeln, die Fakler mit Text und Bildern versah und mit Parchem an historisch bedeutsamen Plätzen im gerade bei Spaziergängern so beliebten Reusten aufstellte. Denkanstöße zur Geschichte und auch zum Umgang mit ihr wollen die beiden mit ihrer Arbeit geben, weshalb sie sich lange mit dem Ehrenmal für die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten auf dem Kirchberg beschäftigten.
Doch nicht auf uneingeschränkte Gegenliebe stieß ihr Versuch, eine neue Sprachregelung für das im Ort als „Kriegerdenkmal" bezeichnete Bauwerk zu finden, denn ein Unbekannter fühlte sich dazu aufgerufen, das Wort „Friedensmahnmal" mit dem Messer aus einer der neuen Schautafeln zu tilgen. Eine heimliche Tat, die die Arbeit von Fakler und Parchem und öffentliches Eigentum beschädigte, und bis auf Weiteres für reichlich Unfrieden im Ort sorgte.