Trip zu Henkern und MönchenDer Geschichtspfad in Reusten führt bis in die Jungsteinzeit zurückDer Künstler und Heimatkundler Roland Fakler hat zusammen mit Jürgen Parchem die Geschichte Reustens erforscht. An sieben markanten Punkten des Ortes und seiner näheren Umgebung haben sie selbst entworfene Tafeln angebracht, die auf besondere historische Ereignisse hinweisen. |
2010-12-16 Tagblattanzeiger von Werner Bauknecht |
|
Reusten. Die jungsteinzeitliche Siedlung Reusten, so Fakler, habe eine durchaus interessante Vergangenheit. Die Tafeln zusammen ergeben einen „Geschichtspfad“, lassen vor dem Besucher die Vergangenheit lebendig werden. Geleitet von den Tafeln Faklers, „ergeht“ man in einem ausgedehnten Spaziergang historische Fixpunkte. Die Tafeln erklären und illustrieren die dort gelebte Geschichte. „Vier Stunden“, rechnet Fakler, „muß man dafür schon einplanen“ Den Spaziergang beginnt man an der Kelterkirche und der Zehntscheuer mit dem Backhäuschen. Um 1760 wurde die Kirche aus den Trümmern der alten Bergkirche neu aufgebaut. 2008 wurde die Zehnscheuer, 1998 das alte Backhaus neu renoviert. Über die historische Vergangenheit gibt Faklers Tafel genauen Aufschluss. Der Weg führt danach über die Stufen der Rottenburger Straße hinauf zum Kirchberg. Dort, beim Friedhof, stand die alte Bergkirche, die um 1300 erbaut worden war. Über den Kirchberg wandert man anschließend hoch zur Burg „Kräheneck.“ Dass dort einst eine Burg gestanden haben soll, kann man nur an den Wällen und den Vertiefungen im Erdboden erkennen. Konkrete Nachweise zu ihrer Existenz fehlen. Etwa um 1000 bis 1200 soll sie dort gestanden haben. Historisch betrachtet gibt der Kirchberg die interessantesten Nachweise der Reustener Vergangenheit. Hier ist der „Weg der 44 Linden“, die zum Gedenken an die Vermissten und Gefallenen des Zweiten Weltkriegs gepflanzt wurden. Außerdem wurden dort Artefakte gefunden, die auf zwei jungsteinzeitliche Siedlungen hinweisen. Geht man in nordwestliche Richtung weiter, landet man bei der Kaiserlinde, die 2005 gefällt werden mußte, weil sie krank war.Nach diesem anstrengenden Spaziergang hat man sich eine Einkehr im Bergcafe der Schwestern Marie und Sophie Haupt verdient. Dann, frisch gestärkt, steuert man den Wolfsberg an, der in Richtung Hartwald liegt. Hier war der ehemalige Gerichtsplatz, germanisch auch „Thingplatz“ genannt. Alte Urkunden weisen darauf hin, daß sich hier zwischen 1140 und 1336 tatsächlich ein Gerichts- und Hinrichtungsplatz befand. In alten Aufzeichnungen fiel hier das erste Mal der Name „Rusten“, von dem sich das heutige „Reusten“ herleitet. In einer Zeichnung stellt Roland Fakler hier auf seiner Tafel eine Gerichtsszene dar. „Von dieser Stelle aus“, schwärmt Fakler, „hat man einen großartigen Ausblick auf Tübingen und die Wurmlinger Kapelle“. Schließlich führt der Weg entlang der Kreisstraße 6916 zum Hartwald. Am Eingang zum Hartwald, an der Kreuzung zur ehemaligen Römerstraße, steht die „Betteleiche.“ Die alte Betteleiche wurde in den 70er Jahren von einem Sturm gefällt, nur der Stumpf ist noch übrig. Die neue wurde 2004 eingepflanzt. Vermutlich wohnten hier früher Bettelmönche, woher der Namen des Ortes stammen könnte. Werner Bauknecht |
||
So könnte die Burg Kräheneck nach dem Bild auf einer der Infotafeln ausgesehen haben. Bild: www.rolandfakler.de | Mit Infotafeln klärt Roland Fakler über die Ortgeschichte von Reusten auf. Bild: Bauknecht |