Leserbrief: Erbauliche Legenden

2012-11-14

Tagblatt

Roland Fakler

Wenn an die Pogromnacht erinnert wird, wenn über das Verhalten von Ehrenbürgern oder über den Tübinger Vertrag diskutiert wird, geht es immer darum, geschichtliches Handeln zu bewerten und daraus Maßstäbe für die Gegenwart und Zukunft abzuleiten. Wenn dabei jemand unverdiente Ehren einbüßt, liegt das an einer Neubewertung aufgrund der wahren Geschichte.

So werden auch über den Heiligen Martin allerlei erbauliche Legenden erzählt. Was die meisten aber nicht wissen, ist die wahre Geschichte. Dazu gehört, dass der Bischof von Tours zu seiner Zeit, um 380, an der Spitze von Mönchen durch seine Diözese gezogen ist und die Götzenbilder, Tempel und heiligen Bäume der „falschgläubigen Heiden“ zerstört hat. Es gibt auch noch andere heilige Brandstifter, die sich durch das Niederbrennen von heiligen Hainen, Tempeln und Synagogen „unsterblichen Ruhm“ erworben haben. Die Sieger schreiben die Geschichte in ihrem Sinne oder besser: Sie verschweigen, was nicht in ihrem Sinne ist.