Kurze Geschichte von Zehntscheuer und Zehnsteuer

 

 

2013-08-22

Ammerbuch- Aktuell

Roland Fakler

 

Die Zehntabgabe ist eine uralte Steuer, die entweder in Form von Geld oder häufiger von Naturalien an geistliche oder weltliche Herren geleistet wurde. Diese Steuer gab es schon vor über 3000 Jahren in verschiedenen Kulturen. Man findet sie im Alten Testament, in Ägypten und in Babylon. Sie wurde von Karl dem Großen im 8. Jahrhundert im Christlichen Abendland eingeführt.

In der Zehntscheuer wurde die Zehntsteuer, die meist aus Feldfrüchten bestand, vor allem aus Getreide, Wein, Öl… gesammelt und schließlich an den Dorfherren abgeliefert.
Der Dorfherr von Reusten war seit 1293 das Kloster Bebenhausen, bzw. der Abt des Klosters. Später, nach der Reformation, war es das Haus Württemberg.

Die Dorfherren übten die Gerichtsbarkeit im Dorf aus, bezogen die Strafgelder, setzten den Schultheißen und alle anderen Dorfämter ein. Sie verfügten über die Leibeigenen, bezogen die Steuern und Abgaben, also auch die Zehntsteuer, und konnten Fronen, d.h. unbezahlte Arbeiten, verlangen.

 

Die Zehntscheuer, die Kelterkirche, und das Backhaus, die den Zehnthof umschließen, bilden heute eine einmalige Kulisse für Veranstaltungen jeder Art.

Die Kirche wurde 1575 als Weinkelter erbaut und 1760 zur Kirche umgebaut. Das Backhaus kam im Jahr 1855 dazu. Obwohl die heutige Zehntscheuer erst aus dem 18. Jahrhundert stammt, gab es sicher Vorgängerbauten.

Nach der Reformation kam das Kloster Bebenhausen in den Besitz der Herzöge von Württemberg, die es 1534 auflösten. Der Klosterbesitz wurde von einem Klosteramt in Lustnau verwaltet. Zuständig für Reusten war die Klosterpflege = Verwaltungsstelle auf Schloss Roseck. Dorthin wurde auch die Zehntabgabe geliefert.…………………   N
1852 wurde die Zehntsteuer aufgehoben. Die Zehntscheuer wurde überflüssig und diente dann wohl anderen Zwecken.

Von 1927 bis 1965 diente die Zehntscheuer als „Turnscheuer“, dann als Schafstall, als Salzlager, als Farren- (Bullen) stall und schließlich als Notunterkunft für eine Familie. Nun soll sie zu einem Kulturzentrum ausgebaut werden.