Adventsfenster am Rathaus und Backhaus in Reusten

Mein Adventsfenster am Rathaus Jürgen's Adventsfenser am Backhaus

Meine Rede

Zur Eröffnung unseres ersten Adventsfensters, des Ortschaftsrats – Adventsfensters, möchte ich Sie / Euch alle recht herzlich begrüßen.

Zunächst will ich ein Lob an die aussprechen, die diese Tradition in Reusten eingeführt hat, nämlich an Bettina Gauß. Ich glaub Sie hat einen Applaus verdient. So kann jeder, der ein passendes Fenster hat, seine künstlerischen Fähigkeiten wachrufen und das sind mehr Leute im Dorf als man denkt.

Wir erfahren das Leben mit unseren Sinnen und deswegen wollten wir, der Jürgen und ich, wir haben dieses Fenster nämlich für den Ortschaftsrat gestaltet, ein sinnliches und besinnliches Erlebnis schaffen, mit Farben und Lichtern, mit Düften und Getränken, das dann hoffentlich in angenehmer Erinnerung bleiben wird.

Das Thema wurde uns von dem Grenzstein vorgegeben, den wir vor acht Jahren hier aufgestellt haben. Er lag ursprünglich im Hartwald. Diese Steine grenzten das Herrschaftsgebiet des Klosters Bebenhausen, zu dem auch Reusten gehört hat, ab. Grenzsteine darf man nicht versetzten. Dieser Stein stand aber nicht etwa aufrecht, sondern war im Erdreich vergraben. Wir hätten den vor allem auch deswegen nicht versetzt, weil im alten Württemberg der Glaube herrschte: Wer einen Grenzstein versetzt, dessen Geist wird nach dem Tod ewig um diesen Stein kreisen. Nach 500 Jahren wird’s einem da ziemlich schwindlig.

Die Grenzsteine, die ursprünglich auf der ganzen Gemarkung standen, sind im Hartwald erhalten geblieben, weil sie dort, anders als auf den Feldern niemanden gestört haben. Es gibt verschiedene Formen mit verschiedenen Zeichen. Die ältesten sind etwa 500 Jahre alt, sie sind pyramidenartig und haben auf der Vorderseite den Abtsstab, als Symbol für das Kloster, das B für Bebenhausen und das R für Reusten. Auf der Rückseite befindet sich auch noch ein Zeichen nämlich eine Pflugschar, dem Symbol für Altingen.

Seit der Reformation, 1534, verschwindet dann das B, wie sie an diesem Stein sehen, die Steine werden kantiger. Und seitdem Württemberg ein Königreich ist, seit 1806 findet man nur noch das R für Reusten und das A für Altingen auf den Steinen.

Die farbigen Steine sind bemalte Kalksteine aus Reusten. Die Kalksteine und Steinbrüche hatten für das Dorf eine herausragende Bedeutung. Wir wissen, dass schon die ältesten Bewohner des Dorfes, vor 5000 Jahren, ihre Siedlung auf dem Kirchberg mit Wällen aus Kalkstein umgeben haben. Vermutlich wurden die Steine auch beim Bau der Römerstraße und beim Bau von Burg Kräheneck verwendet. Dann wurde der Stein im 18. 19. und 20. Jahrhundert zum Bau von Kellern, als Straßenschotter und klein gemahlen als Dünger verwendet. Vor allem beim Bau der Ammertalbahn hat der Abbau eine Blüte erlebt. Die Narben, die die Kalksteinbrüche hinterlassen haben, sind nicht zu übersehen.

Der Kalkstein hat inzwischen als Baumaterial seine Bedeutung verloren…und nun habe ich eben versucht, diesen Steinen eine neue, eine künstlerische Bedeutung zu geben. Vor allem im Winter, wenn keine Blumen blühen, machen sich diese Steine im Garten recht gut. Farbe finde ich, weckt die Sinne und wirkt belebend.

Im Fenster hängt ein Bild von einem Wald in etwas seltsamen Farben, eben ein Zauberwald. Und links und rechts davor stehen Grenzsteine. Links ein ganz alter und rechts ein Stein wie er nach der Reformation gesetzt wurde, erkennbar an dem fehlenden B.

Eigentlich wollten wir den Wald mit rotem Licht beleuchten, man hat uns aber dringend davon abgeraten, weil sonst der Verdacht aufkommen könnte, dass dieses ehrwürdige Haus nun anderen Zwecken dient. Den Verdacht, dass hier ein Rotlichtviertel entstanden ist, wollten wir auf keinen Fall wecken. Deswegen haben wir uns, auch weil sie heller sind, für die gelben Lichter entschieden.

Damit gehen wir zum gemütlichen Teil über!